February 14th
aus der Serie Short Story, 2017
Bereits als Kinder lernen wir, dass ein Gesicht aus Zeichen besteht. Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Angesicht: so spielerisch sollte das menschliche Antlitz zu reproduzieren sein.
Dem voraus gehen musste die Fähigkeit, sich selbst in etwas anderem zu erkennen. Der Augenblick, in dem das Kind sich zum ersten Mal in einem Spiegel wahrnimmt, ist das früheste Stadium der Erkenntnis. Das Vermögen, dieses Spiegelbild in einer Zeichnung selbst herzustellen, wäre somit ein erster Schritt aus der schriftlosen Phase der Existenz. Anders gesagt: Mit der Zeichensetzung eines Gesichts beginnt die Fähigkeit zur Abstraktion.
Die im Rhythmus des Abzählverses skandierte Mal-Anleitung beruht somit auf der Annahme, dass die Satz-Zeichen nicht nur die Organe, sondern auch Gefühle zu repräsentieren vermögen. Denn wie die Interpunktion Ausdruck und Energie eines Satzes bestimmt oder wenigstens moduliert, so fügt die Anordnung von Punkten, Komma und Strich der abstrakten Physiognomie einen emotionalen Gehalt hinzu.